politikorange: Frau Lötzsch im Bundestag: Bei welchen Sachthemen werden wir Sie am Rednerpult sehen?

Gesine Lötzsch: Ganz wichtig wird der Haushalt, die Umverteilung in diesem Land sein. Aber auch über die Außen- und Friedenspolitik wird geredet werden. Zu zweit können wir aber nicht ausfüllen, was zuvor eine ganze Fraktion gemacht hat.

politikorange: Wie kann die PDS im Bundestag ohne Fraktion aktiv werden?

Gesine Lötzsch: Wir brauchen jetzt Ideen um die Geschäftsordnung voll auszunutzen. Unsere „schärfsten Waffen“ werden die entsprechenden Fragen in der Fragestunde der Regierung sein. Im Bundestag selber müssen wir Zwischenfragen stellen.

politikorange: Abgesehen von der Geschäftsordnung: Werden Sie mal frech dazwischenreden?

Gesine Lötzsch: Ja, klar! Wir werden uns ja nicht die Butter vom Brot nehmen lassen.

politikorange: Was ist unpopulärer an der PDS: Politik oder Personen?

Gesine Lötzsch: Die PDS hat sich als Ausdruck größerer Demokratie gleich auf vier Personen als Spitzenfunktionäre geeinigt. Das wurde aber nicht honoriert. Das lag unter anderem natürlich auch einfach nur daran, dass man sich einen einzigen Namen besser merken kann, als vier. Man hat mal im Kollegium und Abgeordnetenhaus Mitarbeiter befragt, wer denn nun die vier Spitzenfunktionäre seien. Meistens konnten die Leute aber nur drei aufzählen. Wie sollen es sich dann die Wählerinnen und Wähler merken, wenn das nicht mal die politisch Aktiven können?

politikorange: Der 11. September und die Folgen. War der Friedensweg der PDS wahltaktisch falsch?

Gesine Lötzsch: Nein, meiner Meinung nach nicht. Wir haben mit unserer Friedenspolitik eine große Zustimmung erfahren. In der Irak-Frage hatten wir schon eine andere Situation: die SPD hat in der Form ihres Spitzenkandidaten Gerhard Schröder sich gegen die Vereinigten Staaten und den Irak-Krieg gestellt. Darauf war die PDS nicht vorbereitet.

politikorange: War das von Schröder Populismus?

Gesine Lötzsch: Die Diskussion kann man führen, aber das hat eigentlich kein?en Sinn. Die politische Aufgabe der PDS muss jetzt daraus bestehen, alles dafür zu tun, dass die Position der SPD gegen den Irak-Krieg eine feste Position bleibt.

politikorange: Der 22. September und die Folgen. Ist der Demokratische Sozialismus endgültig gescheitert?

Gesine Lötzsch: Natürlich nicht! Ich habe gemerkt, dass nach der Wahl viele Leute kamen, die man monate- und jahrelang nicht gesehen hatte, die wollten, dass es weiter geht mit der PDS. Daher bin ich auch sehr optimistisch und sicher, dass wir auf dem Parteitag zu einem guten Ende kommen.

politikorange: Was ist ein gutes Ende?

Gesine Lötzsch: Eine schwierige Frage. Der Zwang, sich einem Lager zuzuordnen, muss aufhören. Genauso wie das Konstruieren von Gegnern und Widersprüchen. Die Konflikte, die es gibt, müssen so beschrieben werden, dass man sie bearbeiten kann.

politikorange: Ihre Botschaft an Orangen und Jugendliche?

Gesine Lötzsch: Sozialismus lohnt sich! Sozialismus ist aus meiner Sicht, das was vernünftig und gerecht ist. Und was vernünftig und gerecht, ist gut für die Zukunft. Also lohnt sich Sozialismus für Jugendliche.

politikorange: Vielen Dank für das Gespräch!