Mit Pauken und Trompeten (Katrin Hünemörder)
Ein Konzert der besonderen Art fand an diesem Wochenende in Gera statt. Zwischen Moll und Dur, dramatischen Zwischenspielen, fantastischen Soloauftritten und riesigen Paukenschlägen sollte sich dieses Stück bewegen. Dazu waren mehr als 400 Delegierte und fast die selbe Anzahl an Journalisten angereist. Die große Ouvertüre musste noch einige Zeit warten, denn das Stimmen der Instrumente dauerte seine Zeit. Gabi Zimmer, erste Geigerin der PDS, wirkte nach der verlorenen Bundestagswahl und vor dem 8. Parteitag der PDS in Gera reichlich verstimmt, doch als sie schließlich die Bühne betrat, wurde sie mit tosendem Applaus begrüßt. Etwas länger als eine Stunde dauerte ihre Rede, sie sprach über die Wahlniederlage und die Folgen, die Schuld und den Kampf, der der Partei in dieser äußerst schwierigen Situation bevorsteht. Längst nicht so kontrovers und kritisch, wie von vielen Delegierten erwartet, dennoch emotional und den Nerv der Anwesenden treffend. Auffallend selbstkritisch konstatierte sie die derzeitige Lage der Partei, bemühte sich, alternative Vorschläge zur weiteren Arbeit zu machen und signalisierte dennoch: Weiter so! Trotz großer interner und externer Kritik im Vorfeld an ihrer Arbeit und der des restlichen Führungsgremiums stellte sie sich ihrer Verantwortung und kündigte ihre erneute Kandidatur an. Zimmer endete, der Saal tobte. In der Konzertpause wurde heiß diskutiert, um Programmatik, um Personalien, um das Profil der Partei. Die Dirigenten der Macht, die Medien, fast so zahlreich wie die Delegierten, waren fast gelangweilt, bis plötzlich Roland Claus seine Kandidatur zum Parteivorsitz erklärte. Damit änderte sich der Rhythmus, ein aufgeregter Dietmar Bartsch (der eigentlich gegen Zimmer kandidieren wollte), eine verwirrte Gabi Zimmer (denn Claus und Zimmer wollten ausdrücklich nicht gegeneinander antreten) und eine energische Petra Pau trafen sich im Besprechungsraum und berieten die veränderte Lage. Die hätte sich gar nicht verändert, erklärte dann Zimmer den Journalisten, die sich ums Schlüsselloch drängten, um eine Exklusivstory zu erhaschen. Sie werde kandidieren, wie geplant. Das tat sie auch, im Gegensatz zu Dietmar Bartsch, der sich damit wohl eine Niederlage ersparte. Roland Claus konnte einem fast schon etwas leid tun, denn obwohl ihn einige in seiner Partei schon gern ganz oben gesehen hätten und er im Vorfeld auch als würdiger Kandidat gehandelt wurde, sprachen die Stimmung und letztendlich auch die Delegierten gegen ihn. Gabi wurde wieder zur ersten Geige gewählt und darf weiterfiedeln. Ihr Orchester wurde danach gewählt, wobei deutlich zu merken war, wie die Anspannung und der Stress im Saal etwas abfiel, eine Entscheidung wurde getroffen. Ob es die richtige war, wird sich zeigen. Die PDS wird in den nächsten vier Jahren beweisen müssen, dass sie nicht von der Bühne verschwunden ist, dass sie inhaltliche Positionen bezieht und in der Lage ist, Menschen für ihre Politik zu begeistern. Jetzt erst recht, lautete die Message vieler Delegierter. Vielleicht sind die nächsten vier Jahre ja sogar eine Chance, linke Politik in Deutschland mit ganz verschiedenen Gruppen zu diskutieren und neu zu definieren.