Für eine ['solide] Bildung (Maren Mettelsiefen)
Deutsche Schüler sind auf dem intellektuellen Niveau von Neandertalern. Das ist mittlerweile durch eine sehr bekannte und noch mehr verhasste Studie bekannt geworden.
Es gibt ein modernes Wort, welches die Kraft besitzt, jegliche Schüler, Lehrer und Bildungspolitiker zum Stöhnen zu bringen: PISA. Eine Umstrukturierung muss her, da sind sich die meisten Politiker einig. Auch [´solid] versucht, Kreativität zu beweisen und setzt sich für die Schulen ein. Um ihre Ideen zu untersuchen und vorzustellen, spreche ich mit Lars Büttner, dem Länderratsdelegierten für Mecklenburg-Vorpommern, aktiv in [´solid] und der PDS. Die erschreckenden Ergebnisse der PISA-Studie liegen vor allem daran, dass unserem Schulsystem eine neue Reform fehle, erzählt er mir.

„Die Starken sollen den Schwachen helfen“

Wir sitzen im weißgetünchten Flur auf einer Plastikbank, hektisch rennen PDS´ler und Pressefritzen im Zwei-Minuten-Takt an uns vorbei. Die Konzepte der [´solid] weichen stark von unserem deutschen Schulsystem ab. So setzt sich der junge Verband für eine integrierte Gesamtschule ein, in der alle Schüler unabhängig von Begabung und Intelligenz gemeinsam lernen sollen. „Die Stärkeren helfen den Schwachen, es gibt keine Bevorzugung und die Schüler werden mehr in den Unterricht eingebunden“, fordert Lars Büttner. Für ihn ist es selbstverständlich, dass für die Realisierung dieser Idee an den Grundmauern des derzeitigen Schulsystems gerüttelt werden muss. Individuelle Betreuung der einzelnen Schüler gehöre dazu und eine intensivere Aus- und Weiterbildung der Lehrer.

Lehrer – Motivatoren der Zukunft?

Lehrer – das ist das neue Schlagwort, auch sie sollen eine positivere und verantwortungsvollere Rolle zugeteilt bekommen. Ich muss ein wenig schmunzeln, als Lars Büttner Lehrer als die zukünftigen Motivatoren der Schüler bezeichnet. Dennoch, die Zielsetzung ist klar: Durch aufmunternde Haltung der Lehrer sollen die Schüler zu selbstständigem und interessiertem Lernen erzogen werden. Sein persönlicher Wunsch für die Schüler der Zukunft ist, dass Ethik als Pflichtfach eingeführt wird, um mehr soziale Kompetenz in den Schülern erwachen und letztendlich ausreifen zu lassen. Als Beispiel für funktionierende Systeme führt Lars Büttner Schweden und Finnland auf, die viele Parallelen zu seinem Konzept aufweisen. Dazu gehöre auch die Ausschöpfung der neuen Medien und das ständige Anschaffen moderner Schulbücher. Auf meine Frage, woher das Geld kommen soll, das für die Umsetzung des sicherlich innovativen Ideenpools, weiß Lars Büttner der stellvertretend für [´solid] sprechen muss, traurigerweise keinen Lösungsvorschlag. Schade, denke ich, hier liegt doch eigentlich der Kernpunkt des Ganzen, ohne Geld, kein Held. Mit seinem nächsten Kommentar rettet sich mein Gegenüber aus seiner Missstellung. „Wir haben den ersten Schritt getan, das Problem erkannt und mit unseren Mitteln in die Öffentlichkeit gebracht“.

Ein Verband kommt in den Kindergarten

Nun ist es an der Zeit, finde ich, nach konkreten Veränderungen und erreichten Aufgaben zu fragen. Das erwartete Sprudeln aus dem Mund meines Gegenübers bleibt aus. Zu rechtfertigen sei dies mit dem Fakt, dass die [´Solid] relativ neu sei, Gründungsdatum 1999. Ich rechne kurz nach und überlege still und heimlich, dass sie ja dann bald in den Kindergarten kommen werden. Ein schönes und vorzeigbares Ergebnis findet Lars Büttner dann doch. Auf der Bildungskampagne 2001 erreichte [´solid], dass in den Schulkonferenzen in Mecklenburg-Vorpommern eine paritätische Zusammensetzung aus Lehrern, Eltern und Schülern ermöglicht wurde. Mit der PDS gemeinsam habe man sogar die ungerechte Zensur von Schülerzeitungen abgeschafft. Bevor ich meinen Interviewpartner aus meinen schreibgierigen Klauen in seine Freiheit entlasse, möchte ich noch wissen, ob es Projekte vor Ort gibt. Beispielsweise ein Exempel, in dem Geld für eine bestimmte Schule verdient wurde, um ihre veralteten Schulbücher demonstrativ zu verbrennen und den wissbegierigen Schülern neue zu präsentieren. Während Lars Büttner verneint, bemerke ich, dass mein Vorschlag eigentlich ganz gut ist. Vielleicht sollte ich bei der nächsten Wahl bei [´solid] mit dieser Idee für den nächsten Vorstand kandidieren...

Die Zukunftswünsche von [´solid]

Es bleibt uns Schülern, Eltern, Lehrern und allen Interessierten also nur die Hoffnung, dass [´solid] ihren Sprung in die bemerkte Aktivität hinein schafft. Natürlich nur, wenn sie ihre Versprechungen ernst meinen und die Kraft hat, sie ordentlich und koordiniert durchzusetzen. Was sich [´solid] für die kommenden Schülergenerationen wünscht, fasst Lars Büttner in einem abschließendem Statement zusammen: „Bildungspolitik ist wichtig und immer aktuell. Unser Ziel ist es, auf Bundesebene klarzustellen: Bildungspolitik ist kein Alibithema, sondern ernst zu nehmen.“