"... not sexy enough!" - Ursachen für das PDS-Wahldebakel (Elena Gussmann, Lukas Wallrich, Mandus Craiss)
„Natürlich wähle ich PDS – Gregor Gysi ist der einzige Politiker, der noch sagt, was Sache ist.“ Aussage von einem Erstwähler aus Westdeutschland vor gerade mal drei Monaten. Jetzt ist Gysi wegen einer Flugaffäre von der politischen Bühne geflogen. Damit hat die PDS ihr wichtigstes Aushängeschild im Westen verloren und wird dort nur noch repräsentiert von braven Familienvätern, die für Wahlkreise kandidieren, ohne auch nur einen zusammenhängenden Satz artikulieren zu können. Manch einer mag jetzt das traditionelle Argument „Die PDS ist ja auch eine Ost-Partei!“ in den Raum werfen. Nur vergisst er dabei, dass die Bindung der Ost-Wähler an die PDS eigentlich emotionaler Art ist, ist die PDS doch Nachfolger jener Partei, die ihn von Kind an begleitet hat. Doch wie das bei Kindern so ist, irgendwann lösen sie sich vom Elternhaus. Ein natürlicher Ablösungsprozess, beschleunigt durch die Präsens der SPD bei der Flut-Katastrophe in den „Chefsache“-Ländern und die Kompromisse der PDS mit der SPD im Zuge der Regierungsbeteiligungen. Eine ersatzlos schrumpfende Wählerschaft. Der Anfang vom Ende der PDS. Die PDS versäumte es, ihre Unentbehrlichkeit in der gesamten Bundesrepublik deutlich zu machen. Ihre Unentbehrlichkeit als einzig konsequente Anti-Kriegs-Partei in Deutschland, als einzige Partei für die Tobin Steuer, als die Partei der Globalisierungskritiker, der neuen internationalen Linken. Doch von jener progressiven Linie ist man in Gera auf dem PDS-Parteitag noch weit entfernt. Vielmehr verzettelt man sich in Streitigkeiten um den Parteivorsitz und bauscht haarfeine inhaltliche Differenzen zu lärmenden Diskussionen auf. Die Suche nach den Ursachen für das verheerende Abschneiden bei der Bundestagswahl verläuft quer durch die eigenen Reihen. Auch die alte und mittlerweile neue Bundesvorsitzende Gabi Zimmer erkennt, dass es so nicht weitergehen darf: In ihrer Rede zur Eröffnung des Parteitages fordert sie Geschlossenheit innerhalb der PDS und der europäischen Linken. Insgesamt nannte Gabi Zimmer vier Hauptgründe für das Wahldebakel: Die Übernahme der Trumpf-Themen der PDS, wie Ostdeutschland und Frieden, von SPD und Grünen; die Angst vor Stoiber als Kanzler; Führungsschwäche innerhalb des PDS selber und den Mangel an Mobilisierungsfähigkeit. Ihrer Meinung nach war das größte Problem der PDS, dass das Volk sie nicht als sozialistische Alternative, sondern eher als eine zweite SPD sah. Dabei räumte Zimmer auch ihre Mitverantwortung dafür ein. In diesem Zusammenhang kritisierte sie auch indirekt die Koalitionen in Berlin und Mecklenburg –Vorpommern, da dort die Regierungsbeteiligungen der PDS das Profil der Partei verschwimmen ließen. Die PDS war im Westen als Partei der verstaubten Ostalgiker einfach nicht attraktiv genug. Denn auch bei den Linken im Westen gilt: „Sex sells!“ Die PDS war eben einfach nicht sexy genug.